Lange Rede, kurzer Sinn, der Unterkiefer links war tatsächlich Gelenk-nah gebrochen.

Der Weihnachtsbraten fiel also diesmal aus, ich konnte ja nicht richtig kauen.

Kurz nach Weihnachten dann mal wieder ein Besuch im Krankenhaus. Diesmal habe ich mir die Uni Heidelberg ausgesucht, weil die Mund-, Kiefer-, Gesichts- Chirurgie und die Onkologie dort direkt nebeneinander liegen. Falls nötig, hoffte ich, dass sich die beiden Abteilungen dann leichter miteinander in Verbindung setzen würden, als in einer fremden Klinik. Meine mich betreuende Oberärztin aus der Transplantationsambulanz kam sogar mal kurz auf einen "Freundschaftsbesuch" bei mir vorbei. 

 

Die OP war leider kein Erfolg, der Knochen war so porös, dass diesmal keine Fixierung möglich war. Der Kiefer wurde verdrahtet. Ich weiß jetzt, wie sich Kinder mit Brackets fühlen. Diese Drähte und Metallteile scheuern ganz schön an der Mundschleimhaut. Dann waren auch noch Ober- und Unterkiefer mit Gummibändern verbunden, der Bruch sollte ja ruhig gestellt werden, bis er einigermaßen verheilt ist. Essen ist besonders witzig, wenn man die Klappe nicht richtig öffnen kann. Ein Teelöffel passte ja gerade so zwischen die Zähne, aber bei einem Esslöffel wurde es schon kompliziert. 

Einige Tage später mit meiner Entlassung aus der Klinik wurden die Drähte entfernt, da sie nicht wirklich den gewünschten Erfolg brachten. Ein junger Mann, der bisher Krankenpfleger auf der Station war, hatte seinen ersten Einsatz als Zahnarzt bei meiner Entlassung. Wieder einmal war ich so etwas wie ein "Versuchskaninchen" für einen jungen Mediziner. Ich war die erste Patientin, die er alleine versorgte. Er hat sich viel Zeit für mich genommen, da so eine Entfernung der Drähte ohne Betäubung eine schmerzhafte Angelegenheit ist. Ich wollte das aber so, ich hatte Hunger und wollte nicht noch 2 Stunden warten, bis die Wirkung der Betäubung nachließ und ich etwas Essen darf. Und trotz der unangenehmen Prozedur hatten wir viel Spaß dabei. 

Als nächster Schritt war nun eine Bestrahlung des Unterkiefers geplant. Der Krebsherd im zerstörten Knochengewebe sollte damit abgetötet werden. Die Vorbereitungen dazu liefen bereits auf Hochtouren. 

Es wurde eine Maske angefertigt und per Computer exakt berechnet, wie, wo und in welcher Dosis bestrahlt werden sollte. 

Am 14. Februar 2012 sollte dann die 1. Bestrahlung stattfinden. Ich wartete auf mein Taxi, das mich zum Krankenhaus bringen würde. Zeit ist Geld, also nutzte ich die Wartezeit, um schnell noch meine Spülmaschine auszuräumen. Nur noch schnell den schweren Dampftopf in den Schrank stellen, dann kann es losgehen. Dachte ich mir zumindest so. Da gab es einen lauten Krach. Oh Schreck, ist jetzt etwa der alte Küchenschrank zusammengebrochen? Im nächsten Moment spürte ich, dass es nicht der Schrank war, sondern mein rechter Oberarm direkt über dem Ellenbogen, der da gebrochen war.  

Also hat es nichts gebracht, den 14.2. aus dem Kalender zu streichen, ich habe das Fiasko nur 1 Jahr weiter verschoben. So was Blödes. Irgendjemand brachte mir einen Schal, mit dem ich den Arm auf die Schnelle einigermaßen ruhigstellen konnte. Dann habe ich das Krankenhaus angerufen, den Bestrahlungstermin verschoben und dafür schon mal den OP für mich reserviert. 

Die Bestrahlung musste nun halt noch ein paar Tage warten. Zuerst war dann der Kiefer und im Anschluss daran gleich auch noch der Oberarm mit Bestrahlung dran. 

 

Nun war ich also auch noch eine echte "strahlende Erscheinung".